280 Jahre Schloss Bruchsal

 die einzige geistliche Residenz der Barockzeit am Oberrhein

Schloss Bruchsal - Corps de Logis - Gartenseite

Start/
Intro

Geschichte
der Stadt

Barock in Bruchsal

Damian Hugo
von Schönborn

Welsch,
Ritter

Neumann, Marchini

Zerstörung / Wiederaufbau

Schloss-
garten

Infos + Tipps

Literatur suchen

Bruchsal,

E i n l e i t u n g -
D i e  B e d e u t u n g  d e r  S c h l o s s a n l a g e  f ü r  B r u c h s a l  1 7 1 9 
b i s  1 8 0 3

Von 1719 bis 1803 erlebt das verträumte, an der Nord-Südachse Heidelberg-Basel am Rande des Kraichgaus gelegene Städtchen, eine Blüte ohne gleichen: Bruchsal war "Residenz"! Der Bau der Anlage - genauer gesagt des neuen Stadtviertels, das einmal aus mehr als 50 einzelnen Gebäuden bestehen sollte - wurde geplant, ausgelöst und verwirklicht von nur einem Manne: Damian Hugo von Schönborn, der die Vision hatte, etwas Einmaliges zu schaffen.

Landeswappen Fürstbistum Speyer unter Kardinal Damian Hugo Graf von Schönborn

Bruchsal wird so die einzige geistliche Residenz der Barockzeit am Oberrhein. Mit den anderen, weltlichen, absolutistischen Schloßanlagen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Karlsruhe, Mannheim und Rastatt kann sich Bruchsal jederzeit messen. Rund 50 Jahre nach Versailles baut Damian Hugo sein Schloß auf der grünen Wiese und nutzt dabei seine in den Niederlanden und in Italien gewonnenen Erfahrungen.

Wappen der Stadt Bruchsal

Durch ihn wird Bruchsal eines der geistlichen, machtpolitischen und künstlerischen Zentren im Alten Reich. Der kunstsinnige und politisch einflußreiche, gelegentlich auch höchst eigensinnige Bauherr zieht Architekten und Künstler an seinen Hof, die hier unter seinem Einfluß einzigartige

Meisterleistungen der barocken Kunst und des Rokoko schaffen. Für das Fürstbistum Speyer, besonders aber für die Stadt Bruchsal, war dieser Fürst ein Glücksfall. Im Besitze der weltlichen und der kirchlichen Macht, nur Gott und seinem Gewissen, dem Kaiser und dem Papst Rechenschaft pflichtig, führt er das darniederliegende Bistum zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte. (Eine Würdigung Damian Hugo von Schönborns s. Otto Meyer (9), Bd. 2, 335ff.; dort auch Literaturstellen zu anderen Mitgliedern des Hauses Schönborn, wie auch zu Bauten und Kunst unter Damian Hugo).

Der hier vorliegende Text präsentiert die wechselvolle Geschichte der Schloßanlage erstmals im Internet. Absolute Neuigkeiten, gar Sensationen aus der Bruchsaler Geschichte sind nicht zu erwarten. Auf zwei bislang wenig beachtete Bausteine der Historie sei an dieser Stelle verwiesen: Zu einen auf den kleinen Ausschnitt aus Sebastian Münsters "Cosmographia" von 1544 sowie auf die überraschend detaillierte, umfangreiche Darstellung bei Hans Rott, Kunstdenkmäler aus dem Jahre 1913 (2). Dem Leser, der an weiteren Details und an vorzüglichen Abbildungen interessiert ist, sei die Broschüre von Hajo Rheinstädter empfohlen: "Schloß Bruchsal", ISBN-Nr. 3-932489-02-0 (16).

1 6 8 9 - 1 7 1 9
G r ü n d u n g s g e s c h i c h t e :  D a s   F ü r s t b i s t u m   S p e y e r

Nach der kriegsbedingten Zerstörung der bischöflichen Residenz im Jahre 1689 (sowohl die Bischofsstadt als auch der Kaiserdom waren von den Soldaten Ludwigs XIV. niedergebrannt worden) plant der 1719 zum Fürstbischof geweihte Kardinal Damian Hugo Reichsgraf von Schönborn zunächst, seine Residenz wieder in der Nähe des Doms zu Speyer aufzubauen. Andauernde Querelen mit den Bürgern und dem Magistrat der protestantischen Reichsstadt, wohl auch die Unmöglichkeit, eine weitläufige Schloßanlage mit Barockgarten in Speyer zu errichten, veranlassen den Kirchenfürsten, seine neue Residenz in Bruchsal, knapp 40 km südlich von Speyer zu planen. Damian Hugo hatte in Bruchsal, wie auch schon sein Vorgänger Heinrich Hartard von Rollingen (1711-18), ohnehin seinen Wohnsitz genommen, da ihm der ständige Aufenthalt in der kriegszerstörten Speyerer Residenz durch kleinliche Auflagen verweigert worden war.

Nicht nur in Speyer hatte sich der Fürstbischof mit Andersgläubigen auseinanderzusetzen. Das Fürstbistum Speyer (mit einer Fläche von rund 8000 qkm etwa dreimal größer als das heutige Saarland) war umgeben von protestantischen Nachbarn: dem Herzogtum Württemberg und der Markgrafschaft Baden-Durlach. Gut 80 Jahre später wurde das Fürstbistum von Napoleon aufgelöst, während die Nachbarländer zu Königreich und Großherzogtum erhoben wurden. Bruchsal fiel an Baden.

D a m i a n  H u g o  v o n  S c h ö n b o r n ,  d e r   B a u h e r r

Bedeutung des Wappens (Mouse over):
 

Fürstbischof Kardinal Damian Hugo Philipp Graf von Schönborn, geboren zu Mainz am 19. September 1676, gestorben zu Bruchsal am 17. August 1743, war der Sproß einer einflußreichen Familie. Durch seinen Onkel, ihn selbst und seine sechs Brüder regierten die Schönborns, teilweise in Personalunion, die Erzbistümer und Kurfürstentümer Mainz und Trier die Fürstbistümer Bamberg, Würzburg, Worms, Konstanz und Speyer, die Fürstpropsteien Weißenburg im Elsaß und Ellwangen die Reichskanzlei und die Reichsvizekanzlei.

Durch den frühen Tod des Vaters übernahm der Erzbischof von Mainz, Lothar Franz von Schönborn, die Stellung des Familienoberhauptes. Er galt als vortrefflicher Staatsmann, und wegen seiner "Gesinnung und des tiefen Verständnisses für Kunst und Wissenschaft galt er als Bauherr und Sachverständiger für einen ausgedehnten Kreis baulustiger Herren" (21). Die Brüder Schönborn führten eine lebhafte Korrespondenz untereinander und mit ihrem Oheim. Auf diese Weise wurde das technische und künstlerische Wissen ausgetauscht. Man half sich gegenseitig, indem man Fachleute an die verschiedenen Baustellen entsandte.

Damian Hugo von Schönborn

Kardinal Damian Hugo Reichsgraf von Schönborn, Fürstbischof von Speyer

G e o r g  D e h i o  u n d  d i e  F a m i l i e  S c h ö n b o r n

Das nach dem nassauischen Dorf Schönborn genannte Adelsgeschlecht kam durch Erbschaft, Kauf und Schenkung zu Wohlstand und Einfluß. Der Ruhm des Geschlechts beruht hauptsächlich auf ihren Kirchenfürsten. Alle waren sie große Bauherren, Schöpfer von bedeutenden Bauwerken, getrieben und geplagt von dem schon sprichwörtlichen Schönbornschen "Bauwurmb". Georg Dehio schreibt in seiner "Geschichte der deutschen Kunst" (10):

"Es ist keine Übertreibung: in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also in der eigentlichen Blütezeit des deutschen Barock, hat die Familie Schönborn für die Baukunst mehr vollbracht als irgend ein weltlicher Fürst der Zeit." Weiter lesen wir bei Dehio:

Der dritte der Schönbornschen Brüder, Damian Hugo von Speier (1719-43), verlegte seinen Wohnsitz auf das rechte Rheinufer nach Bruchsal. Was hier angelegt wurde, war eine Residenz mit allen ihr zukommenden Attributen: Palast, Kirche, Verwaltungsgebäude, Kaserne, Stallungen, Reitbahn usw. Die locker geordnete Gruppe wird, wie in Pommersfelden, in ihrer Hauptachse von der Anfahrtstraße durchschnitten. Die drei größten Gebäude, Corps de Logis, Kirchenflügel, Kammerflügel, stehen zueinander hufeisenförmig, jedoch unverbunden (erst später wurde die Lücke durch Zwischenbauten ausgefüllt). Hinter dem Corps de Logis liegen die Kavalierhäuser und der Garten, hinter den Flügeln die Nutzbauten, vorn an der Straße der Torbau mit der Schloßwache; jenseits der Straße auf ansteigendem Gelände, immer durch die Hauptachse bestimmt, die Kanzlei und andere Verwaltungsbauten. In dieser Gruppenkomposition ist eine dem 18. Jh. am Herzen liegende Aufgabe einmal vollständig und einheitlich zur Durchführung gelangt: nicht eben groß im Maßstabe, aber klar, behaglich, sachgemäß.

© 1997-2004 by h.d. müller

up!