280 Jahre Schloss Bruchsal

 die einzige geistliche Residenz der Barockzeit am Oberrhein

Schloss Bruchsal - Corps de Logis - Gartenseite

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Geschichte
der Stadt

Barock in Bruchsal

Damian Hugo
von Schönborn

Welsch,
Ritter

Neumann, Marchini

Zerstörung / Wiederaufbau

Schloss-
garten

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Bruchsal,

M a x i m i l i a n  v o n  W e l s ch   e n t w i r f t   G e s a m t p l a n

1720
9. März 1720: Der Bauplatz im Norden der Stadt wird bestimmt. Kurfürst Erzbischof Lothar Franz von Schönborn, Onkel des Damian Hugo, entsendet seinen Hofbaumeister, den Kurmainzer Baudirektor und Obristleutnant Maximilian von Welsch für einige Wochen nach Bruchsal. Dieser galt zu seiner Zeit als einer der bedeutendsten Architekten Deutschlands. Sein Entwurf der Gesamtanlage ist nicht erhalten. Es entsteht eine dreiflüglige Schloßanlage, bestehend aus 50 Einzelgebäuden. Siehe hierzu auch: Frank Thomas Lang, in (4), Heft 4, 1995, S. 18-19: Zum 250. Todesjahr des Architekten Maximilian von Welsch - Ein Baumeister "nuhr vor grose und sehr reiche Herren".

D i e  B a u t ä t i g k e i t   b e g i n n t

1721
Die Bautätigkeit beginnt: Eine Bauhütte und die beiden kleinen Pavillons neben dem Torwachtgebäude entstehen. Auf einem eigens angelegten Verbindungskanal zum Rhein werden Baumaterialien herbeigeschafft. Aus ganz Deutschland werden Handwerker angeworben. Die Bauleitung hat der Werkmeister Hans Georg Seitz, Schloßbaumeister in Diensten der Familie Schönborn, Wiesentheid. Die Zimmerarbeiten werden von Johann Georg Stahl ausgeführt, dieser bekommt aufgrund seiner Fähigkeiten zunehmenden Einfluß auf den weiteren Verlauf der Bautätigkeit. Von 1728 bis 1755 war Stahl Baumeister des Hochstiftes Speyer. Sein Sohn, Johann Georg Stahl, war von 1755 bis 1774 Nachfolger seines Vaters. Damian Hugo hält sich mehrere Monate zur Papstwahl in Rom auf, er hält brieflich engen Kontakt zur Bauleitung. Auf einer seiner Italienreisen erkrankt er an Malaria.

1722
Vier Gebäude (heute u.a. Polizei) auf der anderen Straßenseite, links und rechts vom später gebauten Kanzleigebäude, entstehen. Mit dem Kammerflügel (heute Notariat) wird begonnen. Trotz intensiver Bautätigkeit verlangt Damian Hugo, daß schon im zweiten Jahr die Arbeiten am Barockgarten aufgenommen werden. Hiermit unterstreicht der Fürst, welchen Stellenwert ein Schloßgarten im Zeitalter des Barocks einnimmt.

1723
Nachfolger von Seitz wird Michael Ludwig Rohrer, Hofbaumeister der mit Damian Hugo befreundeten Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden. Mit dem Kirchenflügel und dem Landhospital (heute Gesundheitsamt) wird begonnen.

Amtsgericht Bruchsal

Kanzleigebäude, heute Amtsgericht

1724
Die Stadt Bruchsal errichtet auf eigene Kosten das stattliche Damianstor, den nördlichen Abschluß der Schloßanlage. Zu keiner Zeit hatte dieses Tor eine militärische Bedeutung (einige Jahre fungierte es als Gefängnis). Das Tor stellt den Eingang zur Schloßanlage dar. Von hier aus erschließt sich dem Besucher am besten die farbenfrohe und harmonische Welt des Barock und Rokoko. 1724 erläßt Damian Hugo eine Order wonach, "herumziehendes Gesindel" zur Bauarbeit nach Bruchsal verpflichtet wird. Außerdem muß jedes leere Fuhrwerk, das die Stadt Richtung Norden verläßt, ausgehobene Erde kostenlos Richtung Ubstadt transportieren (Ironie des Schicksals: An eben dieser Stelle befindet sich heute die Mülldeponie Bruchsal). Damian Hugos Zwangsarbeitserlaß will jedoch nicht recht zum Bild eines modernen, aufgeschlossenen Landesfürsten passen. Es gibt zeitgenössische Berichte, wonach die Arbeiter unter dieser Willkürmaßnahme und der Freiheitsberaubung litten.

Plan Schloss Bruchsal, vor 1725

sog. Endisch-Plan, vor 1725 (Maximilian von Welsch?)

Damianstor, Eingang zum Schloßbezirk

 Damianstor - Eingang zur Schloßanlage

1725
Bezeichnenderweise beginnt der sparsame Fürst und Landesvater erst vier Jahre nach dem Baubeginn für die Dienst- und Wirtschaftsgebäude, drei Jahre nach den ersten Arbeiten am Garten, mit den Fundamentarbeiten des Hauptgebäudes, dem Corps de Logis. In atemberaubendem Tempo entstehen weitere Bauten: Auf der Gartenseite die beiden Orangeriegebäude: Kavalierbau und Nebendienstdienerbau. Damian Hugo kann mit Hofstaat in den Kammerflügel einziehen. Rohrer quittiert entnervt vom ständigen Eingreifen seines Bauherrn in den Bauablauf und in die Bauführung seinen Dienst.

Kavalierbau im Schloßgarten

Kavalierbau

A n s e l m  v o n  R i t t e r  z u  G r ü n s t e i n

1726
Architekt des Corps de Logis ist Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Grünstein. Damian Hugo nimmt, ohne auf seinen Architekten zu hören, einen folgenschweren Eingriff in die Bauplanung vor: Der ursprüngliche Plan sah eine französische Aufteilung in Erdgeschoß, Hauptgeschoß und Obergeschoß vor. Nach italienischem Vorbild läßt Damian Hugo jetzt jedoch zwischen Erd- und Hauptgeschoß ein Mezzanin-Zwischengeschoß einziehen. Ritter zu Grünsteins Treppenhausplanung ist zunichte gemacht, er demissioniert im Zorn. Damian Hugo hat sich durch die unbedachte Änderung ein Problem geschaffen, mit dem er fünf Jahre nicht zurecht kommen wird. Er nennt die Gründe für diese Planänderung: Er wolle seine engen Mitarbeiter und die Dienerschaft in der Nähe wissen und ihnen eine bequeme Unterbringung und kurze Anmarschwege ermöglichen.

Ehrenhof Gartenseite

Corps de Logis, Ehrenhofseite

Corps de Logis, Gartenseite

Neumanns Torwachtgebäude

1727 bis 1730
Die Bauarbeiten werden auf den verschiedenen Baustellen fortgeführt. Der erste Gottesdienst findet in der Hofkirche statt, deren Fresken, begonnen von dem italienischen Maler Antonio Gresta , von Cosmas Damian Asam 1728 fertiggestellt werden. Cosmas Damian Asam, der Sproß einer alten Künstlerfamilie, wird später von seinem Bruder, dem Bildhauer und Stukkateur Egid Quirin Asam , unterstützt. Der Fürst meinte: "(Cosmas Damian Asam) ... ist mir um so viel lieber, als der Maler auch Damianus heißet, mithin hat er Gelegenheidt, hier seinem Patrono Ehre zu tuen." - Schönborn gibt seine anfängliche Absicht auf, sich in der Hofkirche begraben zu lassen. Die im Jahre 1945 restlos zerstörte Hofkirche wurde im Inneren nicht restauriert.

© 1997-2004 by h.d. müller

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